Schön, dass sich die OZ des Themas „Abschiebung“ annimmt. Auf Seite 6 der heutigen Ausgabe (Mantel) berichtet sie über eine von der Abschiebung begrohte armenische Familie (hier geht´s zum verkürzten online-Artikel), die auf der Flucht ist. Hintergründe zur rechtlichen Problematik fehlen allerdings völlig, der Füchtlingsrat M-V darf mit der erhellenden Aussage „Nicht aufgeben“ zu Wort kommen.
Mich stört aber eines gewaltig: Die Familie wird als gut integriert beschrieben und als bescheiden [kursiv: Zitate aus dem OZ-Artikel]. Die Eltern haben sich eine Existenz aufgebaut, sie betreiben ein Grill-Haus. Die Kinder sind hier geboren, sie besuchen sogar die Schule.
Aber es kommt noch besser. Die Tochter hat gute Zensuren. Zweien, „drei Einsen“,… Der Sohn hat in seiner Klasse die Matheolympiade der Schule gewonnen. Er hat Freuinde, beim … schießt er für die D-Jugend die Tore. Er ist ein „höflicher und ausgeglichener Schüler“.
Wäre die inhumane Praxis deutscher Ausländerbehörden anders zu beurteilen, wenn die Eltern unbescheidene Kotzbrocken wären und, sagen wir, eine Spielhölle oder eine Bank betreiben würden? Wenn die Tochter lauter Vieren und Fünfen im Zeugnis stehen hätte und der Sohn, gerade zurück aus einer Entziehungskur, nicht rechnen könnte? Alles irrelevant.
Insgesamt wird die Familie als „nett“ beschrieben. Dies ist aber, soviel ich weiß, kein Kriterium für oder gegen eine Abschiebung, sondern lediglich Boulevardzeitungs-Niveau.
und was ist nun relevant für oder gegen eine Abschiebung?
Rechtlich masg kein Unterscheid sein,. Aber moralisch. Für assoziale Kotzbrocken würde sich keiner einsetzen. Da würde man wahrscheinlich sogar noch „Gott sei dank“ sagen.
Wie passt das Zusammen: Wir schieben Mitbürger ab, obwohl die Bewohnerzahl in MV weiter sinkt. Wir benötigen jeden Bürger, besonders wenn es um Leistungsträger geht.
Es ist verherrend, wenn die Ausländerbehörde Ihren Job in MV so versteht, dass jeder der abgeschoben werden kann, auch abgeschoben wird. Dieses ist im wahrsten Sinn des Wortes ein absoluter Wahnsinn für MV.
An dieser Stelle sei gesagt, dass ein Abbau von Personal bei Ausländrbehörden sehr sinnvoll ist. Je weniger Bürokraten, desto weniger Abschiebungen von Leistungsträgern.
Herr Caffier folgt hier nur der Devise: Beklagen, Beklagen und nicht handeln.
Des Weiteren sei hier erwähnt, dass in Greifswald und Anklam die Situation genauso irrsinig ist.
Lieber Robert,
vielleichst ahnst Du, warum ich Deine Anmerkung kommentieren muss. Es geht NICHT um Abschiebungen von Leistungs- bzw. Nichtleistungsträgern. Diese Unterscheidung von Menschen sollte der FDP vorbehalten bleiben.
Grüße
Gregor
Lieber Gregor,
Es hat jeder das Recht (der es noch schafft) in der BRD einen Antrag auf Asyl zu stellen.
Dieses bedeutet auch, dass Asylsuchende nur solange geduldet werden müssen, wie man diese Menschen nicht in das Heimatland abgeschieben kann.
Zum Beispiel gilt auch Afghanistan als sicher, so dass selbst Flüchtlinge aus Afghanistan abgeschoben werden.
Dieses Verfahren folgt somit einer Logik, die keinerlei Rücksicht auf die Flüchtlinge nimmt.
Dieses Verfahren ist sogar so irrsinnig, dass sogar Flüchtlingsfamilien die sich voll integriert haben, abgeschoben werden.
Also steht mir doch als Bürger zu, dieses Verfahren komplett in Frage zu stellen.
Für mich ist ein Flüchtling, der es schafft sich zu integrieren nun mal ein Leistungsträger.
Tschau Robert
[…] hätten es wissen müssen: Der hier kritisierte OZ-Artikel über die geplante Abschiebung einer armenischen Familie ruft den Stammtisch […]