„Das hat´s bei uns nicht gegeben“

Rassismus und Antisemitismus – dass es das in der DDR sehr wohl gegeben hat, bewies Dr. Harry Waibel eindrücklich in seiner Lesung im GRÜNEN FreiRaum in Anklam.
Seit 1990 recherchierte der Historiker und Autor in den Akten der Stasi-Unterlagen-Behörden und förderte Erschreckendes zu Tage. Es gab sie nicht nur, Rassismus und Antisemitismus, sondern sie wurden auch von staatlicher Stelle vertuscht und verschwiegen. Es gab sie auch nicht nur in wenigen Taten Einzelner, sondern genauso als „Progrome“: Rostock-Lichtenhagen erscheint in einem neuen Licht, wenn man in Stasi-Unterlagen liest, dass es vergleichbare fremdenfeindliche Zusammenrottungen mit zum Teil sogar tödlichem Ausgang zu DDR-Zeiten nicht nur einmal gab.
Verurteilt wurden die deutschen Täter aber nicht wegen rassistischer Übergriffe, sondern wegen Hetze gegen den Staat.
Mit diesen Informationen entspann sich im Anschluss an die Lesung eine lebhafte Diskussion über die möglichen Ursachen und die Folgen, die wir heute in der Mischung aus Rechtsradikalismus in West und Ost in einem geeinten Land verstärkt erleben müssen.
Die Lesung war zugleich Finissage der Ausstellung der Amadeu-Antonio-Stiftung „Das hat´s bei uns nicht gegeben – Antisemitismus in der DDR“, die 6 Wochen lang im Wahlkreisbüro von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Anklam gezeigt worden ist. Die Veranstaltung rundete nicht nur die Ausstellung selbst, sondern auch die Eröffnungsveranstaltung ab. In ihr hatten Dr. Heike Radvan von der Amadeu-Antonio-Stiftung und Prof. Dr. Julia Männchen vom Arbeitskreis Kirche und Judentum der Pommerschen Evangelischen Kirche eindrücklich aus ihren eigenen Erfahrungen mit Antisemitismus in der DDR und der öffentlichen Leugnung dieser Geisteshaltung berichtet.

Buchtipp zum Weiterlesen:
Dr. Harry Waibel: „Der gescheiterte Antifaschismus der SED – Antisemitismus und Rassismus in der DDR“

PS: Das nächste Mal wird Dr. Harry Waibel am 12. November 2014 auf Einladung der dortigen Kirchengemeinde St. Nikolai in Grevesmühlen lesen.

Ulrike Berger
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  • Unbenannt: Frauke Fassbinder

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