Zwischen dem 21. und 25. August 2011 wurde auf den Feldern in der Gemeinde Lassan (Dörfer Klein Jasedow und Waschow) von der Peeneland Agrar GmbH das Herbizid „Colzor Trio“ mit dem Wirkstoff Clomazone auf Rapsfeldern eingesetzt. Daraufhin gab es Beschwerden seitens einiger Einwohnerinnen und Einwohner dieser Dörfer. Sie beklagten gesundheitliche Beeinträchtigungen in dieser Zeit, über die sie auch zwei Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes informierten. Ebenso wurde das Pflanzenschutzamt informiert. Ein Ergebnis dieser Untersuchung war, dass das Pflanzenschutzmittel der Firma Syngenta ordnungsgemäß ausgebracht wurde. Kurzzeitig wurde der Einsatz aller clomazonehaltiger Mittel daraufhin untersagt. Nun ist dieses Mittel auf Betreiben der Herstellerfirmen Syngenta und BASF aber wieder zugelassen.
Wir fragen dazu die Landrätin:
1. Welche Ergebnisse ergaben die Untersuchungen und Vor-Ort-Termine des Gesundheitsamtes in diesem Jahr in den betroffenen Dörfern? Welche Untersuchungen wurden veranlasst?
2. Ist im nächsten Jahr eine breitere Untersuchung der Bevölkerung in Gebieten, in denen clomazonehaltige Mittel ausgebracht werden, geplant, um etwaige Auswirkungen auf die Gesundheit nachzuweisen? Welche weiteren Maßnahmen sind geplant, die sich auf die Zulassung clomazonehaltiger Pflanzenschutzmittel auswirken können?
3. Welche Schutzmaßnahmen sind für das nächste Jahr geplant?
4. Gibt es Untersuchungen angrenzender Gewässer auf eine mögliche Belastung mit diesem Herbizid? Falls nicht: Ist so etwas künftig geplant?
5. Ist bekannt, welche Agrarbetriebe diese Pflanzenschutzmittel einsetzen und auf welchen Flächen diese ausgebracht werden?
6. Wie wird das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln seitens der Ämter, insbesondere dem Umweltamt, überwacht? In welcher Weise werden die Aufzeichnungspflichten der Landwirte kontrolliert?
7. Ist bekannt, ob es auch in anderen Regionen Deutschlands ähnliche Probleme mit den genannten Mitteln gibt? Falls ja: Wie sehen diese aus und wie wird mit ihnen umgegangen?
Warum richtet Frau Wegner ihre Frage nicht an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)?
Syngenta hat Widerspruch eingelegt gegen den verordneten Anwendungsstop der Mittel „Colzor Trio“ und „Brasan“.
Die Ruhensanordnung soll nach Angaben des Unternehmens derzeit ruhen.
Meine Fragen sind: Wer bestimmt über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und inwieweit darf eine Landrätin zugelassene Pflanzenschutzmittel im Landkreis verbieten?
Ist dafür nicht das BVL zuständig?
Im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel sind diese Mittelchen gelistet.
Ein sehr wichtiges Thema finde ich, nur inwieweit haben Landräte oder Landrätinnen Einfluss auf den Einsatz?
Könnte und wollte die Landrätin den Einsatz schädlicher Pflanzenschutzmittel einfach verbieten und sie würde es auch tun, würde ich das sehr begrüßen.
Guten Tag Frau Bieck,
Sie haben recht. Eine Landrätin kann nicht den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbieten. Wohl aber kann sie deren Einsatz überwachen lassen bzw. das Gesundheitsamt und das Umweltamt einschalten um oben genannte Sachverhalte zu überprüfen und zu untersuchen. Einige betroffene Personen sind in Kontakt mit dem Landwirtschaftsministerium MV und versuchen das generelle Thema/Problem der Pflanzenschutzmittel auf „höherer“ Ebene anzugehen. Eigentlich gehört dieses Thema ins EU Parlament, da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch auf europäischer Ebene geregelt wird. Viele Grüße kristin Wegner
Guten Tag Frau Wegner,
erst einmal danke, dass Sie antworten.
Die Bürgerinitiative Landwende hat eine Chronologie zu dem Pestizidskandal von 2001 veröffentlicht.
Zwei Punkte machen mich doch sehr stutzig, die ich kurz hier abtippe, sie sind von Sept. 2001:
1. Der Kapellsche Hof in Steinfurth wird von Beamten des Pflanzenschutzamtes Greifswald und des Veterinäramtes, Anklam, aufgesucht, die Vertreter beider Ämter weigern sich, Bodenproben zu nehmen.
2. Vertreterinnen des Gesundheitsamtes OVP, u.a. Amtsärztin Frau Dr. ….(den Namen lasse ich mal weg), kommen zu den betroffenen Einwohnerinnen nach Klein Jasedow und erklären, dass ihnen die Hände gebunden sind. Sie verweisen ans Gesundheitsministerium.
Die Anwohner berichteten u.a. über starke Gesundheitsbeeinträchtigungen bei Erwachsenen und Kindern, wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Hautausschläge und viele andere Wehwehchen.
Das ist nun schon einige Jahre her, aber wie sieht es heute aus?
Werden den Mitarbeitern der Gesundheitsämter tatsächlich die Hände gebunden und vor allem, von wem, von welcher Behörde und stimmt das überhaupt, dass ihnen die Hände gebunden waren und vielleicht auch noch sind.
Das Gleiche trifft für die MA des Pflanzenschutzes und d. Veterinärämter zu.
Oder ist es doch so, dass diese Ämter nur ein kleines Rad im großen Getriebe sind?
Dieses Thema ist sehr wichtig, daher noch ein kleiner Nachtrag.
Dieses Problem trifft auch für andere Regionen in Deutschland zu. Eine Bürgerinitiative ist zum Beispiel diese, zu lesen unter http://www.landwende.de .
Eine Verlinkung wäre Klasse, weil diese Seite sehr informativ dargestellt ist.
Gegen Syngenta, Bayer und BASF einen Kampf zu gewinnen, ist wahrscheinlich so, wie ständig gegen Wände zu laufen.
Trotzdem sind auch die Gesundheitsämter in der Pflicht, denke ich jedenfalls, der Sache nachzugehen.
Oh, wie schön, die Verlinkung hat schon geklappt. Na, dann viel Spass beim Lesen, wobei es nicht zum Lachen ist.